Zwischen Wissenschaft und Praxis – Einblicke in die Erfahrungen von Multiplikator*innen aus dem MIKS- Projekt

Im MIKS-Projekt (Mehrsprachigkeit als Handlungsfeld Interkultureller Schulentwicklung) haben sich Grundschulen vorgenommen, die Mehrsprachigkeit ihrer Schüler*innen einzubinden. Dafür wurde in den Schulen das MIKS-Konzept vermittelt, ein Konzept für Schulentwicklungsarbeit mit Grundschulkollegien, durch das alle Sprachen der Kinder im Schulalltag einbezogen und für das Lernen genutzt werden können. Die Kollegien erarbeiteten und erprobten Praxisvorhaben für den Einbezug von Mehrsprachigkeit und nahmen sie in die langfristige Unterrichtsgestaltung auf.

Im ersten Teil des MIKS-Projekts wurde das MIKS-Konzept an drei Grundschulen erarbeitet. In einem zweiten Teil wurde das Konzept 17 weiteren Schulen zur Verfügung gestellt und so in die Breite getragen. Für die Weitergabe an die Schulen wurden Multiplikator*innen eingesetzt. Multiplikator*innen kommt in Bildungsforschung und -praxis eine zunehmende Bedeutung zu. Sie bringen beide Perspektiven mit: Sie haben Expert*innenwissen zu einem bestimmten Thema und vermitteln es an die Praxis weiter. Durch ein Team der Uni Hamburg wurden die Multiplikator*innen qualifiziert, um das MIKS-Konzept anschließend an den von ihnen begleiteten Schulen zu vermitteln. Bei den MIKS-Multiplikator*innen handelte es sich um Mitglieder der Kommunalen Integrationszentren in Nordrhein-Westfalen. Sie haben einen Überblick über die Schullandschaft ihrer Region und konnten so Schulen ansprechen, für die eine Teilnahme an MIKS besonders weiterführend war.

Die Inhalte der Schulungen waren durch das MIKS-Konzept vorgegeben, die Multiplikator*innen hatten aber auch Freiheiten in der Umsetzung. Dieser partizipative Transfer hat sich in der Praxis als hilfreich erwiesen, um eine Orientierung an die jeweilige Schule zu ermöglichen. Nachhaltige Schulentwicklung muss am Alltag der Schule und an den dortigen Gegebenheiten ansetzen. Ein starres Konzept lässt sich nicht ohne Weiteres für jede Schule ‚überstülpen‘.

Beim abschließenden Schulungstag und in Interviews berichteten die Multiplikator*innen von ihren Erfahrungen in der Umsetzung.

Ein großes Thema war für die Multiplikator*innen der Umgang mit dem MIKS-Konzept als einem vorhandenen Konzept, das sie vermitteln sollten. Einige berichteten davon, wie sie an verschiedenen Stellen angepasst haben, um es besser vermitteln zu können und dadurch „glaubwürdiger“ zu erscheinen. Damit zusammen hing auch die Wahrnehmung der eigenen Rolle: Sind die Multiplikator*innen Expert*innen für das Thema Mehrsprachigkeit? Und können sie sich als solche an den Schulen präsentieren, wenn sie die Inhalte selbst vorher erst in einer Qualifizierung aneignen? Eine Multiplikatorin schilderte, sie habe sich selbst als „Scharnier“, als „Dolmetscher empfunden in diesem Wissenstransfer-Prozess“.

Die Vermittlung des MIKS-Konzepts variierte je nach Multiplikator*in und Schule: von „weitestgehend an Vorgaben gehalten“ bis hin zu „sehr eng am Kollegium geblieben“. Einzelne Multiplikator*innen berichteten davon, flexibel mit dem MIKS-Konzept umgegangen zu sein, um eine nachhaltige Verankerung im Schulalltag ermöglichen zu können: „Deshalb muss ich mit den Leuten auch am Ball bleiben und die auch bei Laune halten“. „Das war ja auch so die Herausforderung und Ressource, die im Projekt steckte. Den Lehrkräften zuzugestehen, sie sind die Experten und zu gucken, wie kann man das Projekt in Würdigung ihrer Ressourcen in die Schule bringen.“

Durch den partizipativen Transfer in MIKS konnte auf die jeweilige Schule und ihre Gegebenheiten eingegangen werden, was eine langfristige Verankerung der Inhalte begünstigte.

Farina Böttjer

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